Aufs Detail geschaut ...

15.08.2021

Wind, Regen und Stürme sind über den Raader Wald hinweggegangen ....

... aber unbeeindruckt wächst, blüht und gedeiht alles, was nach Gräsern, Kräutern und Stauden aussieht. Niedere Pflanzen beugen sich einfach unter dem peitschenden Wind - und stehen hinterher wieder auf und ... blühen weiter ... Die Brachen schmücken sich derzeit mit den weißen Blüten des Berufskraut und den gelben Ruten der Kanadischen Goldrute ...

Anders stellt es sich im Waldbereich dar ... hier liegen gefällte Bäume und abgebrochene Äste auch am Weg. Sie zeigen, dass man bei Wind den Raader Wald unbedingt meiden sollte. Für den Wald selber stellt diese Situation kein "Unglück" dar - ganz im Gegenteil: die Artenvielfalt eines gesunden Waldes ist darauf eingestellt, dieses (durch den Menschen als "Schäden" bezeichnete) Totholz zu besiedeln, zu nutzen, zu zerlegen - und so irgendwann dem Waldboden als wertvollen Humus wieder zuzuführen, zurückzugeben ....

In den vergangenen Jahren ist nie aufgefallen, dass die äußerst seltenen, in Deutschland sogar vom Aussterben bedrohten Borstigen Dolchwespen (Scolita hirta) in Schwärmen an Rottematerial am Waldrand vorkommen. Heuer konnte dies zum ersten Mal beobachtet werden - und inzwischen wissen wir auch was sie hier tun: sie suchen nach Engerlingen der ebenfalls hier lebenden Larven (Engerlingen) der Rosenkäfer, welche sie parasitieren: die Larven werden über den Geruch aufgespürt, betäubt und ein Ei darauf abgelegt. Die Wespenlarven saugen im Zuge ihrer eigenen Entwicklung den Engerling lees ....

... und unweit der schwärmenden Dolchwespen findet sich zufällig tatsächlich ein bereits toter Goldglänzender Rosenkäfer (Cetonia aurata) dessen Leben wie das aller seiner Artgenossen bald nach der Befruchtung bzw. Eiablage endet ...

Beim Vorbeigehen an einer Rotbuche (Fagus sylvatica) fällt auf, dass die ehemalige Höhle eines Schwarzspechts (Dryocopus martius) durch gelbes papierartiges Material verschlossen ist. Wie schon einmal ist wiederum ein Staatsgebilde der Hornisse (Vespa crabo) in dieser Höhle eingezogen und wird hier ihre Nachkommen und schließlich mehrere junge Königinnen aufziehen, welche als Einzige den Winter irgendwo überlebt, während das ARbeitervolk zur Gänze abstirbt ...

Kaum zu sehen sind die gelben Kopfschilder der aufmerksamen Wächterinnen der Hornisse (Vespa crabo) am Eingang dieser schon länger bestehenden Baumhöhle ....

Wenn etwas am sonnigheißen, steinigen Weg loshüpft - und man verliert es sofort wieder aus den Augen, kann es sich fast nur um eine Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), die etwas plumper als die sehr ähnliche, aber schlankere Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus carulans) ist ...

Hat man sie erst einmal entdeckt, muss man recht langsam und vorsichtig versuchen, dicht an sie heranzukommen ... man kommt dan wie so oft nicht darum herum, selber mit dem Bauch am Boden herumzukrbbeln ...

Man muss nur die Zeit dehnen, sich Zeit lassen, ... dann passiert es oft von ganz alleine, dass die Natur den Blick einfängt und ihn an das Deteil, das Kleine im Großen heranführt, oder selber einem entgegenkommt ... SCHAUEN muss man allerdings schon selber. Und dazu gehört, dass man nicht dauernd in Bewegung ist, sondern stillhält, stehenbleibt, einfach mal nichts tut ...

Lernen von der Natur geht nur in der Natur ... aber dafür müssen wir die Natur erst in erreichbarer Nähe, am Besten unmittelbar um uns HABEN. Sie ist leider nicht mehr überall so leicht verfügbar wie im Raader Wald - und deshalb ist es o wichtig, dass dieser erhalten bleibt. Für uns. Für die nächsten Generationen.

Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!

Hier gehts zur >>> online-Petition <<< wo Du bequem am Bildschirm unterschreiben kannst.

Danke für Deine Unterstützung!

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

designed by © Norbert Steinwendner, A 4300 St. Valentin