Herbstregen ...

28.10.2019

Vorbei ist der "Goldene Herbst" von dem alle reden, weil die letzten Tage sonnig waren, und ein kräftiger Föhn das Wetter stabil gehalten hat, sodass viele Menschen hinausgegangen sind in die Natur oder das, was sie dafür halten ... Angebote von sogenannten Tourismusgebieten, gestaltetes Umfeld in oft großartiger Kulisse.

Der Raader Wald gibt sich hier bescheidener - man muss genauer schauen, dass man die Schönheiten unter dem beginnenden herbstlichen Vergehen findet. Aber dafür liegt er vor unserer Haustür, ist 12 Monate im Jahr verfügbar, leicht zu erreichen, und einfach zu erleben.

Die Zufahrt zum Raader Wald signalisiert schon: der Herbst ist da ...

Im Ennskanal tummelt sich ein einsamer Kormoran (Phalacrocorax carbo). Vorsichtig beäugt er mich, während ich versuche, dass ich mich nicht für ihn interessiere, mich entspannt verhalte, in die andere Richtung schaue und so unauffällig wie möglich ein Bild mache ...

Hoppla, da hat jemand ein Freudenfeuer abgebrannt in der Hoffnung, die Blechbüchsen mögen gleichzeitig damit verschwinden, sich in Luft auflösen, na, halt einfach WEG SEIN! Manchmal könnte man verzweifeln an der Unfähigkeit der Menschen, der Natur, mit der sie angeblich verantwortungsvoll arbeiten, das notwendige Verständnis entgegenzubringen. Man könnte verzweifeln daran, dass dieselben Personengruppen Naturfreunden, Naturschützern Ökologen, Biologen sehr überzeugend gegenübertreten und behaupten, dass nur sie selber sich auskennen und wissen, was die Natur braucht ... jedenfalls aber keine Einmischung der genannten Gruppen in "Ihre Angelegenheiten"!

Der Regen verziert mit einem schillernden Anhängsel die Frucht vom Pfaffenkäppchen oder Gewöhnlichen Spindelstrauch (Euonymus europaeus). Die Blätter sind schon verfärbt und glänzen naß ...

Auch auf der Brachfläche finden sich überall dürre Halme mit Samenkapseln, und die anhaftenden Wassertropfen verwandeln sie in glänzende filigrane Kunstwerke.

Ein Regentropfen trifft auf den schrägen Ast, in unregelmäßigen, weiten Abständen folgt Einer dem Anderen, sie kriechen langsam und stockend den schrägen Ast herunter und verbinden sich dort zu einem Supertropfen, der irgendwann zu Boden poltert und dort zerschellt ... und das Spiel beginnt von Neuem ...

... Einzelne Blätter verfärben, andere fallen bereits ab, und wieder andere wirken noch unversehrt und frisch ... aber alle sind mit Tropfen geschmückt ...

Auch so manche letzte Blüte wird vom Regen getroffen, und die Wasssertropfen verleiten mich, in das nasse Gras zu steigen und in die Knie zu gehen und letztlich auszurutschen und am Boden zu landen - mit dem Effekt, vollkommen durchnäßt mich wieder auf den Weg retten zu müssen. Aber nanu? So spät noch ein Gelber Blasenstrauch (Colutea arborescens) ??? Die Blüte sollte zwischen Mai und August erfolgen ... Ende Oktober ist schon reichlich spät ....

Der Breitwegerich (Plantago major) ist ein Freund von verdichtetem Boden - leider hält genau dieser Boden auch das Wasser an der Oberfläche zurück und läßt es nur langsam versickern, und so sind seine charakteristischen Blätter unter Wasser und nur seine Früchte ragen über die Oberfläche heraus. Ebenso ergeht es der Gemeinen Schafgarbe (Achillea millefolium), die nur mehr wenige Triebe über die Wasseroberfläche hinausragen lassen kann.

Woher kommen wohl diese schaumigen Blasen an den Fruchtstengeln des Breitwegerich (Plantago major) ??

Ein ungewohnt langer Regenwurm (Lumbricidae sp.) quert den Feldweg ....

Und nur wenige Meter weiter ein zweites Exemplar - rasch lege ich jetzt meine Maßkarte an die Seite des Regenwurm (Lumbricidae sp.) und stelle so fest, dass er ein Viertelmeter, also 25 cm mißt. Beachtlich ... welche genaue Art von Regenwurm es ist, bleibt allerdings im Dunkel ...

Ein Spinnennetz, gemacht aus unregelmäßig gewebten Stolperfäden läßt auch Regentropfen hineinstolpern. Manche verbinden sich zu größeren Einheiten, manche bleiben wie sie sind, wieder andere zersplittern in kleine und feine Teilchen ...

Auch eine späte, nur mehr niedrig am Wegrand wachsende, schon blasse Wegwarte (Cichorium intybus) schmückt sich mit den kleinen Wassertropfen ...

Auch eine späte, nur mehr niedrig am Wegrand wachsende, schon blasse Wegwarte (Cichorium intybus) schmückt sich mit den kleinen Wassertropfen ...

Überall rinnt und tropft es von Bäumen, Ästen und Blättern ... leise rauschend trifft der Regen auf das Blätterdach des Waldes und läßt alle sonstigen Geräusche verstummen und vergehen, dämpft sie auf ein fast unhörbares Maß ...

Die herabfallenden Tropfen lassen runde Wasserkreise entstehen, die sich vergrößern und ineinander verfließen ... ein nasses Kommen und Gehen von veränderlichen Mustern ...

Manchmal bilden sich nur recht kurzlebige Wasserblasen, die sich kaum mit der kamera erhaschen lassen ... zuhause erst bemerke ich das "Selbstportrait" ...

Es ist nicht notwendig, immer nur Lernend durch den Wald zu streifen ... man kann auch einmal "nur" beobachten, was gerade sich bildet, entsteht, vergeht ... einfach so, zum Vergnügen, und ohne Sinn und ohne Zweck ... man nennt das "Entspannt sein" ... viele Menschen haben das schon verlernt, vergessen - und der Raader Wald könnte sehr gut daran erinnern ...

Immer wieder wollen wir daher an ein mögliches Ziel des Raader Waldes erinnern: Nämlich mit dem Raader Wald ein "Grünes Klassenzimmer" für Jung und Alt entstehen zu lassen, für Jugend und Erwachsene, um vor der Haustür erfahren zu können, wie Natur funktioniert ... und auch, warum dieses Wissen für uns so wichtig ist!

Der Raader Wald braucht unsere Hilfe!

Hier gehts zur >>> online-Petition <<< wo Du bequem am Bildschirm unterschreiben kannst.

Danke für Deine Unterstützung!

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