Der Raader Wald und seine Eichen

24.04.2019

Das trockene, sonnige Wetter bringt an den Waldrändern die für den Raader Wald so typischen Sträucher zum Blühen. Die Gemeine Berberitze (Berberis vulgaris) öffnet bereits ihre leuchtendgelben Blütenglöckchen ... Wissende können an diesen Blüten sehen, zu welchen Bewegungen die Staubblätter im Stande sind, um die Bestäubung durch blütenbesuchende Insekten auch wirklich sicherzustellen.

Der Wollige Schneeball (Viburnum lantana)g braucht noch einige Sonnenstrahlen, um die Blütenknospen zur Gänze öffnen zu können. Auch dieser Strauch ist typisch für den Raader Wald, denn er bevorzugt Waldränder und lichte Laubwälder.

Ein weiterer typischer Begleiter des Raader Waldes ist der Eingriffelige Weißdorn (Crataegus monogyna), der wie seine Schwesterart Zweigriffeliger Weißdorn (Crataegus laevigata) über das gesamte Waldgebiet verstreut vorkommt. Die Bestimmmung ist manchmal nicht einfach, denn diese beiden Arten bilden auch durch natürliche Kreuzung eine Mischform Mittlerer Weißdorn (Crataegus x media) aus.

Schon vor einiger Zeit ist bei Begehungen aufgefallen, dass Misteln (Viscum Sp.) am Boden liegen, wobei noch keine Misteln an ihrem Wuchsort in den Baumkronen beobachtet wurde. Jetzt hat sich dieses Geheimnis scheinbar gelüftet:

Die Misteln (Viscum sp.) wurden scheinbar als begehrtes Zufutter bei Wildfütterungen oder für Vögel ausgelegt, wie dieses Bild von den sauber abgeknabberten Blättern und Früchten zeigt. ...

In den Bracheflächen finden sich Mengen des zierlichen Acker-Stiefmütterchens (Viola arvensis), welche von den kleinen lila Blüten der Purpurroten Taubnessel (Lamium purpureum) begleitet werden.

In der Sonne wärmt sich ein Dunkler Dickkopffalter (Erynnis tages), der schon längere Zeit unterwegs zu sein scheint, weil seine Zeichnung von der Sonne schon stark ausgebleicht ist.

Schon vor wenigen Tagen hat die Blüte der Stiel-Eichen (Quercus robur) eingesetzt, und heute ist endlich ein Ast mit Blüten in erreichbarer Nähe ...

Die Stiel-Eiche (Quercus robur) bildet sowohl männliche als auch weibliche Blüten aus. Hier sehen wir den Beginn des Austriebes der männlichen Blüten, die später zu herabhängende Kätzchen werden. Die weiblichen Blüten sind klein und unscheinbar und hier noch nicht zu sehen ....

All diese Dinge sind im Raader Wald am Wegrand zu finden und aus kürzester Distanz zu sehen! Einer der vielen Gründe, diesen Wald zu schützen, um mit seiner Hilfe sowohl für Erwachsene als auch ganz besonders für Kinder und Jugendliche als "Grünes Klassenzimmer" genutzt werden zu können!

Hier sehen wir die Reste einer allzu eifrigen Durchforstung - nur mehr ein einzelner Altbaum, der allerdings auch noch nicht sein Höchstalter erreicht hat, hält hier die Stellung. Umso wertvoller ist jede einzelne noch verbliebene Eiche für das Ökosystem Raader Wald!

Dieser Waldrand verfügt noch über genügend Stiel-Eichen (Quercus rubor) mittleren Alters. Gibt man dem Wald die Chance, diese Bäume alt werden zu lassen, sind sie die Hoffnungsträger für zahllose Generationen wertvoller Insekten, die wiederum die Artenvielfalt von Vögeln und anderen Freßfeinden vermehren helfen.

Verlieren wir uns doch einmal in der Betrachtung der letzten markanten Stiel-Eichen (Quercus rubor) am Weg - sehen wir sie als Individuen mit jeweils eigenen Erscheinungsbildern, lassen wir sie zu Persönlichkeiten werden, die man wiedererkennen kann, die man über lange Zeit "erleben" kann ...

Schauen wir und vergleichen wir Wuchs und Silhouette, Neigung und Form ... und wir werden so manchen Hinweis auf die Geschichte des einzelnen Baumes erhalten können ...

... wir werden unterscheiden können zwischen jenen, die ihren Platz behaupten können und jenen, die ausweichen müssen ... und wir werden auch gleich wieder die nächsten Fragen stellen, WARUM dies immer genau an diesem Platz und WARUM das in dieser Form geschehen konnte und mußte ...

... und eines Tages endlich begreifen, dass es Sinn macht, die Natur an vom Menschen respektierten Plätzen so sein zu lassen, wie die Natur selbst es will und braucht, und nicht wie der Mensch in seinem Unverstand es steuert oder gar verhindert ...

Genießen wir doch jede Minute eines Aufenthaltes in der Natur, in der unmittelbaren Nachbarschaft eines Waldes oder auch mittendrin, um (wieder) Eins zu werden mit den darin enthaltenen Lebewesen und Lebensformen, indem wir sie zulassen und verstehen. Allerdings - um das tun zu können, müssen wir den Raader Wald bewahren ....

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