... Eiswelten ...
Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

02.12.2018

Wenn die winterlichen Temperaturen in einem besonderen Verhältnis zueinander stehen, wenn z.B. der Boden und die darauf wachsenden Pflanzen eiskalt sind, aber die Luft und der niederfallende Regen warm, dann kommt es zur Bildung einer Eisschicht, wenn der Regen nach dem Auftreffen auf ein Objekt rasch gefriert.

Das Gefrieren findet aber beim Auftreffen auf Äste oder Zweige nicht gleichmäßig statt, und so kommt es zu einem Aufplatzen der Eisschicht. Die so gebildeten Muster legen sich bei regelmäßigen, einfachen Strukturen wie eine zweite Haut um den Ast ...


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

Unregelmäßige Oberflächen ziehen das Wasser in Spalten und Ritzen, bevor es gefrieren kann - und so entstehen wieder ganz andere, teils filigran wirkende, teils klobig erscheindende Eisgebilde ...


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

Die Pflanzen nehmen aber meist keinen Schaden deswegen - es sei denn, die Äste brechen irgendwann unter der Schwere der Eislast! Für das folgende Frühjahr bereits angelegte Knospen sind aber durch eine Wachshaut gut geschützt.


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

Die Natur hat es bei vielen Beeren so eingerichtet, dass diese nach der Zeit der Reife noch steinhart und kaum zu zerbeissen sind. Dabei bleiben sie aber noch auf den Zweigen hängen und so kann entweder Frost oder so wie in diesem Fall ein Eispanzer die Beeren überziehen. Aber genau hierdurch wandelt sich das wenige Fruchtfleich und wird nach dem Überfrieren weich, manchmal klebrig-matschig ...


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

... und auch, wenn die Beeren schon eingetrocknet erscheinen, nehmen sie beim Auftauen doch wieder anhaftende Feuchtigkeit auf und können so wieder aufquellen ... und dabei ist es egal, ob es sich so wie hier um Früchte des Liguster (Ligustrum vulgare) handelt oder ....


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

... um die Äste, Zweige und Früchte eines Weißdorns (Crataegus sp.).


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Die kleinen, zart wirkenden und doch so widerstandsfähigen Früchte leuchten grell aus dem Schattendunkel der jetzt laubfreien Büsche - und sind so für die hier überwinternden Vögel eine willkommene Nahrung, die das Überleben sichert.


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Auch die Früchte des Weißdorns (Crataegus sp.) kann ohne Schaden zu nehmen vom Eis überzogen werden ... und wird so erst für die Vögel genießbar.


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

Hier ist das Nest eines Singvogels vom grobkörnigen Eis überzogen. Dieses wird den Winter kaum überstehen - spätestens im Frühling wird es entweder zerfallen sein, oder andere Vögel plündern den dann noch vorhandenen wertvollen Baustoff für neue Nester. Große Greifvögel allerdings brauchen solche Frostereignisse, denn sie verwenden oft Nester mehrere Jahre hintereinander oder überhaupt ständig. Aber durch das Eintragen von Futter in Form von totem Getier ist das Nest oft verschmutzt und wird durch das durchfrieren in harten Wintern "desinfiziert" ...


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

Der Eichelhäher (Garrulus glandarius) hat diese Sorge nicht - sein dichtes Wintergefieder ist durch eifriges Putzen und Einölen wasserabweisend. Die in vielen Schichten übereinanderliegenden Federn bilden außerdem eine gute Isolierung und so kann er den Winter leicht überstehen, sofern er genug Nahrung findet.


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

Anders schaut es bei dieser Rotdrossel (Turdus iliacus) aus, die eigentlich bei uns nur durchfliegen sollte um im Süden wärmere Gefilde aufzusuchen. Wieso sie immer noch hier im Raader Wald verweilt? Es muss sich erst zeigen, ob das wirklich von Dauer ist - aber auch andere Vogelarten fliegen im Winter nicht mehr weiter, warum nicht auch sie? Wenn der Winter mild bleibt und das Nahrungsangebot so reichlich ist wie hier im Raader Wald, kann dies durchaus der Fall sein. Und wäre ein weiteres Argument, diese Überwinterungs-Funktion des Raader Waldes für Zugvögel weiterhin zu bewahren ...


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

Eine ganz andere Strategie ermöglicht dieser Wintermücke (Trichocera sp.?) auch bei niedrigen Temperaturen herumfliegt und sogar oft im Schnee sitzend zu finden ist. Sie nutzt eine ähnliche "Technologie" wie der Mensch beim Kühlwasser des Autos: sie lagert eine glyzerinähnliche, salzhaltige Substanz ein und verhindert so ein vereisen des Gewebes bzw. der Körperzellen. Mittels dieses "Frostschutzes" und der Tatsache, dass die Dunkelfärbung des Körpers jeden Sonnenstrahl zur Erwärmung nutzt kann sie sogar alpine Lebensräume besiedeln ...


Fotos: © Mayr Florian, St. Valentin

Kaum eine Exkursion, kaum ein Spaziergang, kaum ein Ausflug in und durch den Raader Wald, wo man nicht irgendwelchen unbekannten, interessanten Wundern der Natur begegnet! Das ganz Normale, das ganz Gewöhnliche entpuppt sich plötzlich als neue Erfahrung, als immer neues erlebtes Wissen, wenn man sich die Zeit nimmt, wenn man die Augen offen hält, wenn man mit allen Sinnen den Raader Wald erleben WILL ...

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