Das Neue Jahr 2017 ...

02.01.2017

Eisige Stille hat sich im Raader Wald ausgebreitet, und der Rauhreif besetzt Sträucher, Äste und Halme mit schmückenden Reifkristallen und zeichnet märchenhafte Muster in die Landschaft ....

Sogar die kahlgeschlagene Stelle des ehemaligen kleinen Fichtenwäldchens wird scheinbar mit einem weißen Reifkränzchen geschmückt ....

Wiesen und Wäldchen sind vom Reif überzogen, und im weißen Hauch über dem Weg ist eine letzte Spur eines Fahrzeuges zu sehen ...

Die entnommenen Bäume hinterlassen große Löcher im Bewuchs, und im nahen Frühling wird dort die Sonne neues Leben aus dem Boden hervorlocken. Und sofern der Wald bewahrt werden kann, sind dies die neuen grünen Inseln, welche sich mit frischem grünen Leben füllen werden ....

Es ist schade um die vielen entnommenen, alten Eichen, denn sie waren am besten Weg, zu den wirklich "Alten" im Raader Wald zu werden, welche bis zu 40% bis 60% des gesamten Artenspektrums eines Waldes zuerst Schutz und Herberge geben, später dann auch Nahrungsgrundlage werden ...

Diese Chance, den Raader Wald zu einem echten Naturwald werden zu sehen, ist mit diesen Entnahmen gerade der ältesten Eichen nun für lange Zeit vergeben! Gesunder Naturwald benötigt ausreichend alte Bäume, welche wiederum die Basis für das später benötigte "alte Totholz" bilden ... und dieses wiederum ist schon selten gewordene Wohnstätte für Nachtvögel, Fledermäuse und anderes Kleingetier.

Durch die Schlägerung benachbarter Bäume wurden so manche andere, jüngere in Mitleidenschaft gezogen, wie zahreiche abgebrochene Äste zeigen. Für den Wald mag sich das aber als Glück darstellen, denn hieraus können sich absterbende Äste oder Stammteile bilden, welche den Totholzanteil zumindest in kleinen Bereichen erhöhen könnten.

Das niedergedrückte Unterholz gibt den Blick frei auf wenige Reste von alten Bäumen, welche irgendwann in der Vergangenheit übersehen oder vergessen wurden, und später krankheits- oder altersbedingt umgebrochen sind. In einem gesunden, strukturreichen Wald sollten bis zu 60% Totholzanteils - und zwar aller möglicher Altersklassen, also von dünn bis dick, liegend und stehend - vorhanden sein ...

Dazwischen finden sich hübsch anzusehende Moospolster, welche die zahlreichen umliegenden kleineren und größeren Verwüstungen kurz vergessen lassen ...

Näher betrachtet entpuppen sich die Polster als mit Frost überzogenes Haarmützenmoos ....

Nur wenige Schritte entfernt findet sich wieder eine größere Fläche, aus der zahlreiche noch gar nicht so alter Eichen entnommen wurden ...

Am Wegrand letzte Spuren von kleineren Holzstücken, welche wohl bei der Arbeit gestört haben und daher achtlos beiseitegelegt wurden.

Scheinbar in Eile wurden in einigen Bereichen die stärkeren Bäume entnommen - die Kronenteile und Aststücke bleiben zerschmettert und zertrümmert im Wald zwischen den Sträuchern zurück ...

Aber dennoch verbleiben Bereiche, welche in der frostigen, wenn auch schneelosen Winterlandschaft die Anmut und die Schönheit eines Naturwaldes widerspiegeln. Wie ein Brautschleier fallen die frostgeschmückten Ranken der Waldreben vom Geäst der Bäume zu Boden ...

Leider ist es nicht nur die ästhetische Schönheit, welche den Naturwald ausmacht ... und wir dürfen gespannt sein, wie sich der Raader Wald entwickelt ... wie er sich entwickeln darf, wenn er überhaupt darf.

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

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