Walddämmer ...

15.11.2016

Am Spätnachmittag bei frostigen Temperaturen unterwegs .... die "Blaue Zeit" nennt man diese ganz besondere, abendliche, trüb-freundliche Stimmung ...

Die Amseln läuten mit hellen, lauten Schlägen, die wie "tix tix tix ... " klingen, die Dämmerung ein. Vereinzelt fliegen sie rasch über die Wiesen und suchen die Nähe ihrer Schlafplätze, um dort einfach zu verschwinden, als ob es sie nicht geben würde.

Ein flinker kleiner und laut schimpfender Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) macht mich auf einen fast undurchdringlich scheinenden Haufen von Blättern und Stengeln aufmerksam. Das ganze Jahr lag es verborgen hinter dichtem Bewuchs aus Brennesseln und einem großen Blattgewirr - jetzt sind diese abgestorben und gewähren endlich einen "schmerzfreien" Blick in das betonierte Geviert voller Wasser. Wasser ?

Nun, das Wasser ist kaum sichtbar unter der dicken Schicht der Kleinen Wasserlinse (Leman minor) ... ein deutlicher Hinweise auf den hohen Nährstoffgehalt dieses kleinen Wasser-Reservoirs. Es bleibt unbekannt, ob es nur vom regen gespeist wird oder eine Zuleitung besteht ... und welche Funktion es hat oder einmal hatte ... und welches Leben es beherbergen kann. Das zu untersuchen wird eine interessante Aufgabe für das nächste Frühjahr ...

Ein letzter Rest von gefällten Fichtenstämmen lockt mich, unter der teilweise abgeblätterten Rinde nachzusehen, ob Borkenkäfer zu finden seien .... nur 2-3 mm ist dieser kleine Bursche, der aber scheinbar +ber ein saugend-stechendes Mundwerkzeug verfügt - also doch kein Borkenkäfer? Ob es sich wohl um eine überwinternde Wanzenlarve handelt?

Die Dämmerung ist schon weit fortgeschritten - aber dennoch leuchten diese 2cm großen Kugeln aus dem Düster des Wegrandes ... der Blitz läßt die ebenmäßig geformten Gallen auf dem Eichenast deutlich sichtbar werden ... links sieht man die Ausflugslöcher der Gemeinen Eichengallwespe (Cynips quercusfolii) welche nur bis zu drei Millimeter groß wird! Die Gallen sind ein Abwehrprodukt der Eiche, in der sich die Larve entwickelt ... zumindest, sofern sie schneller frißt als die Galle wächst! Gelingt ihr das nicht, wird sie ummantelt und ... erdrückt!

Manchmal lohnt es sich, das Stativ mitzuschleppen ... das Bild OHNE Blitz zeigt deutlich die Ausschlupflöcher von zwei der vier Gallen ...

Eine der Gallen habe ich durchgeschnitten - und mit nach Hause genommen. Leider habe ich erst hinterher gelesen, dass die Gallen bei Luftzutritt sofort zu oxydieren beginnen; daher die Braunfärbung! Deutlich sieht man jedoch trotzdem den zentralen "Wohnort" des Räupchens, die sauber ausgenagte Kammer in der Mitte der sie ummantelnden Galle. Und nach oben weg findet sich dann der Gang zum späteren Schlupfloch ....

Mitten im Eichenwald eine auffällige "Insel" von hellgelb gefärbten Blättern am Weg ...

Ein Spitzahorn - die Ahorne sind bekannt für ihr herrlich gelb gefärbtes Laub - hat sich hier seiner Blätter entledigt und damit ein leuchtendes zeichen seiner Anwesenheit hinterlassen. Interessant ist, dass der Spitzahorn (Acer platanoides) nach der Eiszeit mit dem Eichen-Mischwald in unsre Gegend zurückwanderte!

Aufmerksam beobachten mich die Rehe, während ich den Rand der Waldwiese betrete und sie entlang des Waldrandes gehend auch wieder verlasse .... beide Stücke schauen mir nach und verharren aufmerksam, aber ohne die Flucht zu ergreifen ... nachdem ich wieder in den Wald eintauche, senken sie die Köpfe und äsen friedlich weiter ...

Es wird wieder heller .... aber es ist nur das Bahngeleise am Waldrand , das die Dämmerung noch einmal hell aufleuchten läßt ... nur ein schmaler Pfad befindet sich hier, und der Rückweg findet schon fast im Dunkel statt ...

... und wieder einmal hat sich bewahrheitet: es gibt immer wieder etwas Neues, Unbekanntes zu entdecken, und sei der Spaziergang noch so spät im Jahr oder im Tag ....

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

 

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