Tierischer Herbstbeginn !!!

08.10.2016

Heimlich still und leise arbeiten oft die Kleinsten der Tierwelt ... und nicht selten sehr effizient ...

Die Krautschicht, welche die niedrige Vegatation ausmacht, beginnt vielerorts bereits zu welken, niederzubrechen, und so reicht der Blick durchs Gehölz weiter als bisher. Und so fallen auch die lichten Flecken an den dichtstehenden Fichtenstämmchen von weitem auf ... Die Rinde ist großflächig abgeblättert .... und nähertretend bemerke ich, dass fast alle der noch jugendlichen Bäumchen bereits ohne Nadeln sind ...

Der Buchdrucker (Ips typographus) hat seine unverkennbare Visitenkarte am Stamm hinterlassen. Diese von einem dickeren Mittelgang ausgehenden symmetrischen Muster entstehen durch den Fraß der vielen Nachkommen, die vom Weibchen als Ei jeweils links und rechts des Hauptganges abgelegt werden - zum Ende des einzelnen Ganges wird dieser immer dicker - die Larve wächst und braucht daher mehr Raum ...

Am Boden liegen zahlreiche Stücke abgeblätterter Rinde, welche ich jetzt genau betrachte. Ein einzelnes, verspätetes Exemplar vom Buchdrucker (Ips typographus), dieses nur 6 mm kleinen Käfers, schmiegt sich in einen Gang und wird dort zu überwintern versuchen ... die Rinde isoliert recht gut und so kann das durchaus gelingen ... sofern nicht ein hungriger eifriger Specht das Versteck entdeckt!

Und so sieht die Rinde aus, wenn die ausgewachsenen Borkenkäfer ihre "Puppenwiegen" zeitgerecht verlassen haben ... hier wird auch deutlich, dass längst nicht alle Käfer ihre Entwicklung vom Ei zur Larve, weiter zur Puppe und zum fertigen Käfer, abgeschlossen haben. Feuchtes, kaltes Wetter hemmt ihre Entwicklung, und zwischen Stamm und Rinde eindringende Pilze können ihnen in Massen den Garaus machen. Aber wehe, wenn warmes, sonniges Wetter ihre Entwicklung begünstigt ....

Dieses Blatt des Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) blatt zeigt schon den Beginn des Herbstes, indem es sich entlang einiger Blattachsen bräunlich verfärbt. ist der herbst einmal da, werden sich die Ahornblätter von ihrer buntesten Seite zeigen: einem hellen Gelb, das den Wald förmlich aufleuchten läßt .....

Die Lichtungen zeigen ebenfalls schon eine leicht bräunliche Verfärbung; am Rand zwischen Wiese und Wald ist die Bodenvegetation schon niedrig und gibt den Blick teilweise schon frei bis zum Boden. Und es lohnt sich auch tatsächlich, die Augen gesenkt zu halten und den Boden genau zu durchforschen ...

Nicht selten, aber auch nicht allzu häufig findet man diese fast riesig anmutende Raupe des Brombeerspinners (Macrothylacia rubi), welche in der Kühle des Tages still und fast bewegungslos am Boden sitzt. Aus dieser Raupe wird - nach erfolgter Verpuppung - ein Nachtfalter aus der Familie der Glucken schlüpfen.

Über 8 cm ist dieses prächtige Exemplar des Brombeerspinners (Macrothylacia rubi)lang! Der samten wirkende schwarze Kopf wird umkränzt von langen, hellgrauen Haarbüscheln, die sich über die ganze Länge des Körpers verteilen. Am braunen Rücken hingegen findet sich eine eher dunkle, fast schwarze Behaarung. So schön diese Raupe ist, sollte man sich nicht - wie bei allen lang behaarten Raupen - dazu verleiten lassen, sie zu berühren oder gar aufzunehmen! Bei manchen Menschen können diese Haare schmerzhafte, allergische Reaktionen bewirken, deren Ursprung jedoch oft nicht auf die Begegnung mit der behaarten Raupe zurückgeführt wird.

Wieder zeigt sich, dass jede Jahreszeit, ja, oft jede Tageszeit unerwartete Überraschungen für den aufmerksamen Wanderer, Spaziergänger oder Beobachter bereithalten kann. Ein wenig Tempo aus dem persönlichen Tagesrhythmus herausnehmen, ein wenig am Weg verweilen, ein wenig der Natur Zeit geben, sich in ihrer Vielfalt zu zeigen, sich vor dem Auge des Betrachters zu entfalten ... das ist das Rezept für eine ereignisreiche und lehrreiche Zeit im Raader Wald - und nicht nur dort!

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

 

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