Die Frühlingsluft genießen und dabei Bäume und Nester suchen ...

22.03.2018

Langsam, ganz langsam nur zieht diesmal der Frühling ein in den Raader Wald. Die Luft wird nur zögerlich wärmer, und immer wieder taucht Vaterchen Frost überraschend auf. Von Ferne wirkt es schon fast wie ein feiner grüner Schleier an Bäumen und Büschen - aber das täuscht, es ist nur die Sonne, welche ihr Licht in den Schatten der zahlreichen Eichen wirft und alles ein wenig färbt ...

Heute ist wieder einmal "gemütliches Datenerfassen" angesagt ... und bei dem sonnigen Wetter bleibt der Blick so auch für einfach nur Schönes oder Markantes frei. Die Symmetrie der Gleisanlagen der OMV hat hier das Auge gefesselt - trennend schiebt sich diese stählerne Infrastruktur zwischen die Eichen des Raader Waldes ... und dennoch ist hier aufgrund der beiderseitigen Nähe des Waldes sowie der allgemeinen Abgeschiedenheit die Natur am Schalten und Walten ...

Während dieser Aufnahme der alten Eiche beginnt plötzlich ein unbestimmtes, geheimnisvolles Säuseln, das sich zu einem schwingenden Klingen steigert, schließlich laut anschwillt und damit das Passieren eines Regionalzuges ankündigt. Donnernd rollt dieser vorbei, und nach wenigen Sekunden schon ist es wieder still wie vorher ...

Kleine Boviste vom Vorjahr, die ehemals weiß waren, haben ihre flaschenförmigen Fruchtkörper geöffnet und sind bereit, bei der geringsten Berührung ihre Sporen in die Luft zu entlassen ...

Die Geleise stören auch die Rehe (Capreolus capreolus) kaum, welche die Wiese recht vertraut mitten am Tag nutzen, um erste zarte Blättchen zu erhaschen. Dieses hier beobachtet mich kurz, aber wohl weil ich mich abwende und in Richtung Waldrand wieder verschwinde, grast es einfach weiter ...

Verwegen biegt sich diese Rotföhre (Pinus sylvestris) zwischen anderen Bäumen in den Himmel.

Von weitem schon bemerke ich zahlreiche wie Haselnüsse wirkende Früchte an einem Baum - der aber so gar nicht wie eine Haselnuß ausschaut! Diese einzeln am Rande einer Anpflanzung von Bäumen stehende, noch junge und niedrige Eiche ist von Gallen der Gemeinen Eichengallwespe (Cynips quercusfolii) übersät.

Gleich büschelweise drängen sich die zahlreichen Gallen der Eichengallwespe Gemeinen Eichengallwespe (Cynips quercusfolii) an den Trieben .

Hier zwischen den Bahnlinien finden sich einige in Reihen stehende, knorrige Eichen mit viel abgestorbenem Astmaterial im oberen Bereich. Dieser sonnige Standort wird im Juni zu einem Eldorado für die Hochzeitsflüge der holzbewohnenden Käfer - und das ist auch der Zweck meiner aktuellen Exkursionen: Jetzt ist die ideale Zeit, solche Standorte aufzufinden, da kein Laub die Sicht in die Kronenbereiche behindert ... und im Juni komme ich wieder !

Da der Blick (fast) immer nach oben gerichtet ist, entdecke ich immer wieder unauffällig in Astgabeln angebrachte Vogelnester größerer Vögel, die oft den Winter überstehen oder - bei z.B. Großvögeln wie unseren Greifen - sogar in den nächsten Jahren wieder aufgesucht, ausgebessert und zum Brüten genutzt werden. Auch diese Nistorte können zu dieser Jahreszeit optimal gesucht und aufgefunden werden.

In diesem besonnten Bereich finden sich gleich mehrere solcher Nester, die ich aufgrund ihrer Größe und der "schlampigen" Bauweise den hier häufigen Ringeltauben (Columba palumbus) zuordnen würde.

Aber auch andere Nester findet man, so wie dieses winzige, etwa 2 cm große Einflugsloch. Es ist auf die Entfernung leider nicht wirklich auszumachen, ob es sich um ein von einem Kleiber (Sitta europaea) verklebtes größeres Loch gehandelt hat ... aber vielleicht ergibt sich die Lösung ja aus weiteren Beobachtungen.

Natürlich kann man sich die Vielzahl an Nestern und Baumhöhlen nicht merken. Sie werden daher mit GPS eingemessen und können dann auf einer digitalen Karte dargestellt werden - und daher zu einem späteren Zeitpunkt vorsichtig auf Besatz bzw. Beflug und nachfolgender Brut kontrolliert werden.

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

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