Jahresringe ...

18.11.2017

Heute sind wir einmal besonders neugierig .... und zählen bei einem beliebigen Baum die Jahresringe .... schon das Aufsuchen der Mitte bringt eine Überraschung, denn die ist so gar nicht in der Mitte ... es ist ein gutes Beispiel für die Flexibilität der Natur: irgendein Umstand, eventuell ein gleichmäßiger einseitiger Winddruck, eine Schräglage des Baumes, aber vielleicht auch Besonnung, haben dem Baum ermöglicht, eine Seite stärker, schneller auszubilden oder aber gezwungen, die andere Seite zu vernachlässigen, zu reduzieren, weniger stark aufzubauen ...

Zum Zählen der normalerweise sehr engen Jahresringe der Eichen des Raader Waldes ist dies ein Glücksfall ... und so werden alle 10 jahre eine Nadel eingesteckt um die Übersicht nicht zu verlieren, wenn die Ringe undeutlich werden ... man orientiert sich dann am besten mit der Lupe an den sichtbaren durchtrennten Leitbahnen pro Jahr.

Das Meßkärtchen mit Zentimeterteilung dient zum Größenvergleich ...

Ein wenig Heimarbeit: ausgehend von dem Meßkärtchen kann man jetzt die Radien bzw. Durchmesser bestimmen. Natürlich geht das vor Ort mit einem Maßband - aber das hier möge als Beispiel dienen, was man auch noch in Form von "Büroarbeit" aus einem Bild herausholen kann ... Hier werden die größten und kleinsten Durchmesser bestimmt ...

Min = 33,2 cm und Max = 49,2 cm ... die Abweichungen vom "Runden Stamm" können erheblich sein, wie man sieht ...

... und hier werden der größte und kleinste Radius ermittelt.

Min = 13,0 cm und Max = 34,8 cm

... und mittels einer kleinen Excel-Tabelle haben wir eine nette "Auswertung", die uns die durchschnittlichen jährlichen Zuwächse in mm zeigt, wobei aber in für den Baum guten Jahren einzelne Ausreißer im rechten Teil bis zu 8 mm gefunden werden konnten:

Jene Fläche, wo die ersten massiven Schlägerungen durchgeführt wurden, wurde vom Sturm um zahlreiche wahrscheinlich vorgeschädigte, ohnehin kranke Eschen "bereinigt" ... im kommenden Jahr wird dort noch mehr Licht den Boden erreichen es wird ein fülliges Grünen und Sprießen geben - ein Eldorado für busch- und heckenbewohnendes kleines Volk.

Die durch den Befall des Schlauchpilzes Hymenoscyphus fraxineus kranken Eschen sind bei den Wurzeln einfach abgerissen. Die Wurzelteller zeigen, dass nur wenig Erde den Schotterkörper bedeckt, den die ehemalige nacheiszeitliche Ennstrasse geschaffen hat..

Über jedes Spechtloch können wir uns freuen im Hinblick darauf, dass vielfach gerade die dicksten und ältesten Eichen umgeschnitten wurden, welche für diese Bruthöhlen am geeignetsten gewesen wären.

So fängt es oft klein und unauffällig an. Durch Frost oder Sonne macht irgendwo die Rinde durchlässig, verursacht kleine Risse. Pilze und andere Organismen können dort - unterstützt von Regen und Feuchtigkeit - eindringen und ihr zerstörerisches Werk beginnen. Wenn der Baum es nicht schafft, mit seinem Harz die Wunde rechtzeitig zu verschließen, ist er ernsthaft in Gefahr. Dennoch kann es noch Jahre oder Jahrzente dauern, bis die letzte Stunde anbricht ... in der Zwischenzeit jedoch bietet der Baum immer noch entsprechend der Dynamik in der Natur zahlreichen Tieren und Pflanzen Nahrung, Entwicklungs- und Lebensraum ...

Nanu? Die suchenden Augen sind immer auf der Jagd nach irgendwelchen Spuren - und so entgeht auch der kleine Haufen Kartoffeln am Wegrand nicht dem aufmerksamen Blick. Abfallbeseitigung so weitab wohl kaum, eher Köder?

>>> zum nächsten Tagebuch-Eintrag ...

 

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